Nach Plan waren es keine 60 km für die Anreise nach Naumburg, doch hatte Ralf, der Busfahrer wohl den Auftrag, Brückenhöhen für die Durchfahrt eines 3,75 m hohen Reisebusses zu testen. So suchte er auf der Anfahrt Naumburg bereits Exemplare aus, die mit 3,60 m angezeigter Höhe eine echte Herausforderung waren. Bus absenken, Reisebegleiter als Späher vorausschicken und dann im Schleichgang hindurch.
In Naumburg angekommen, warteten dort zwei Gästeführer auf unsere Gruppe aus Weimar, um ihnen die schöne Stadt auf dem Weg zum Dom zu erklären. Da dies weder langweilig noch mit zu viel Fachdetails erfolgte, war es ein sehr unterhaltsamer Spaziergang durch die Innenstadt, vorbei an einer Reihe schöner Cafés, so dass bei vielen Teilnehmern der Wunsch aufkam, hier noch einmal einen Tag ganz in Ruhe zu verbringen. Denn am Dom wartete schon wieder Ralf, um mit der Gesellschaft ins ehemalige und modernisierte Rittergut Kreipitzsch zu fahren. Rustikal war das Ambiente immer noch ein bisschen, aber die gebotenen Speisen entsprachen im höchsten Maß heutigen Ansprüchen und überzeugten mit sehr gutem Geschmack und magenfüllenden Portionen. Ein weiterer besonderer Reiz der Location – ein fulminanter Ausblick auf das Saaletal mit den Burgen Saaleck und Rudelsburg im Vordergrund.
Das Nachmittagsprogramm sah den Besuch des Romanischen Hauses mit der Käthe-Kruse-Ausstellung in Bad Kösen und einen Spaziergang auf dem Gelände des ehemaligen Klosters Pforta vor. Dies fand im Wechsel statt, da die Gruppe geteilt werden musste. Weil der Bewegungsdrang wegen der nun eingetretenen Hitze von etwa 30 Grad Celsius stark nachgelassen hatte, fanden das in Schulpforta präsentierte Weinangebot und bequeme sowie temperierte Niederlassungsmöglichkeiten mehr Zuspruch als gotische Gemäuer und die beeindruckende Platane im Park des Anwesens. Bei Käthe Kruse in Bad Kösen gab es einen mit sehr viel Engagement für diese Frau vorgetragenen Lebensbericht. Die Gästeführerin erhielt dafür von beiden Besuchergruppen sehr viel Beifall.
Auch wenn der Besuch in der historischen Ölmühle Eberstedt eher eine Notlösung war, weil es in Bad Kösen kein Unterkommen zum Kaffeetrinken gab, erwies sich der Entschluss, hier aufzukreuzen als Glücksgriff. Die Kaffeetafel im Festzelt überzeugte ausnahmslos alle Gäste, die auch viel über das Anwesen, dessen Historie und heutige Nutzung in einem kleinen Vortrag erfuhren. Dabei wurden auch die heutigen Betreiberinnen vorgestellt, die mit sehr viel Engagement und Liebe die alte Ölmühle neu beleben. Der Höhepunkt des Tages war ein spontanes, virtuos vorgetragenes Kurzkonzert. Die Ölmühle Eberstedt ist ein tolles Reiseziel – das war die Erkenntnis des Reiseleiters und auch der vieler Reisegäste.
Wer jetzt geglaubt hat, die wenigen Kilometer bis nach Weimar sind schnell überwunden, hat nicht mit Ralf gerechnet. Sein geheimer Auftrag schien noch nicht zu Ende zu sein. Die Bahnunterführung in Apolda, mit 3,70 m ausgewiesener Höhe, musste unbedingt noch getestet werden und das aus beiden Richtungen. Es ergaben sich somit drei Durchfahrten, verbunden mit dem schon vormittags geübten Prozedere. Auch dies gelang, ohne Spuren am komfortablen Reisebus zu hinterlassen, und so erreichte eine bestens gelaunte Gesellschaft mit leichter Verspätung wieder den Ausgangspunkt der Reise, die wahrscheinlich, auch dank Ralf, unvergessen bleiben wird.